Chefs mit Kontrollwahn, die am liebsten jeden Schritt ihrer Mitarbeiter noch einmal überprüfen möchten – das ist in vielen Unternehmen leider Realität. Diese Form des „Management“ nennt sich Mikromanagement, ist jedoch keineswegs effizient oder zielführend. Was kann ich selbst tun, wenn ich mich als Mikromanager ertappe? Wie gehe ich mit meinem Chef um, der sich als Mikromanager entpuppt? Und woher kommt eigentlich dieser Wunsch der Kontrolle?
Mikromanagement vermeiden: Eine gute Führungsperson kann auch delegieren
Wer ein Unternehmen oder ein Team in einem Unternehmen leitet und somit auch Verantwortung dafür trägt, möchte am liebsten alles, was darin vor sich geht im Blick haben – das ist nachvollziehbar, allerdings nicht sehr förderlich. Denn ab einer gewissen Teamgröße und einem gewissen Workload ist es für eine Person schlichtweg nicht mehr möglich, jeden Schritt im Unternehmen zu kontrollieren und jede kleinste Entscheidung zu treffen. Es ist wichtig und früher oder später unausweichlich, Aufgaben abzugeben und auch Entscheidungen von anderen treffen zu lassen.
Was bedeutet Mikromanagement?
Ein Mikromanager ist im Grunde eine Führungsperson, die übertrieben detailorientiert agiert und darauf verzichtet, Aufgaben an untere Hierarchien abzugeben. Stattdessen kümmern sich Mikromanager um Bereiche, die gar nicht (mehr) zu ihren Aufgaben zählen und kontrollieren die Arbeit von Mitarbeitern unter ihnen bis ins Detail.
Dazu zählt die Kontrolle von E-Mails, ständige Fehlersuche bei Mitarbeiter:innen, nie zufrieden sein, sie erlauben kein Home-Office und wollen zu jeder Zeit wissen, wo sich ihr Team befindet. Dieses Verhalten verbreitet in Folge Angst und Demotivation. Denn das Fehlen von Vertrauen und die ständige Kontrolle schädigen die Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Die Mitarbeiter verlieren die Freude an der Arbeit und kündigen früher oder später. Das ungemütliche Arbeitsklima schadet nicht nur den involvierten Personen, sondern auch der Leistung und dem Output des Unternehmens.
Teams, deren Stimmung gedämpft ist und die keine Wertschätzung von ihren Führungskräften erfahren werden in Folge ineffizienter arbeiten und nicht ihr Bestes geben.
6 Tipps gegen Mikromanagement: Was du dagegen tun kannst
Für die unter euch, die unter den Mikromanagern dieser Welt leiden: Sprecht das Problem an! Die Führungskräfte müssen verstehen, dass hier ein Problem herrscht und dass sie mit Konsequenzen zu rechnen haben. Denn früher oder später werden die (besten) Mitarbeiter keine Lust mehr auf die ewige Kontrolle haben und gehen. Daher ist es wichtig, das Thema anzusprechen.
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Als Mikromanager musst du lernen, zu vertrauen.
Erinnere dich daran, wieso du diese Mitarbeiter ursprünglich eingestellt hast und vertraue darauf, dass sie einen guten Job machen. Du wirst merken, dass sie auch ohne deine Kontrolle in der Lage sind, gute Arbeit zu leisten. Meist werden selbst-organisierte Team sogar noch leistungsfähiger.
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Führe regelmäßige Meetings ein, in denen Ziele und Aufgaben besprochen werden.
In regelmäßigen Gesprächen mit deinen Mitarbeitern kannst du ihnen nach wie vor Aufgaben zuteilen und Ziele mit ihnen besprechen. Diese sollten aber auf ein Minimum reduziert werden. Im Rest der Zeit können sich deine Kollegen darum kümmern, diese Aufgaben mit bestem Gewissen zu erledigen. Nutze die Meetings außerdem auch dafür, dein Team zu loben und ihnen für gute Leistungen danken. So motivierst du sie noch mehr!
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Das Ziel muss festgelegt sein – aber nicht der Weg dorthin!
Ziele darfst und sollst du auch vorgeben, allerdings musst du darauf vertrauen, dass deine Mitarbeiter den Weg selbst finden. Selbstverständlich möchtest du als Leader:in, dass dein Team die gesetzten Ziele erreicht. Allerdings kannst du ihnen nicht jeden kleinen Schritt dorthin vorgeben. Das demotiviert und ist außerdem ineffizient, denn du solltest deine Zeit für andere Dinge nutzen können. Gib deinem Team also zu verstehen, wohin der weg geht. Aber zeige ihnen nicht, wie dieser Weg genau auszusehen hat.
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Fehler sind hilfreich!
Werde dir darüber im Klaren, dass Fehler auch von Vorteil sein können und „erlaubt“ sein müssen. Nur so lernen deine Mitarbeiter daraus und können besser werden. Werden sie für Fehler und Missgeschicke augenblicklich „gerügt“, kann Angst entstehen. Die wiederum kann dazu führen, dass die Teammitglieder sich nicht mehr trauen, eigene Wege zu gehen und kreativ zu werden. Das verhindert Innovation.
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Suche das Gespräch!
Sowohl als Mikromanager, als auch als „Opfer“ ist es wichtig, über das Problem zu sprechen und aktiv nach einer Lösung zu suchen. Nur so werden die Beteiligten erst überhaupt darauf aufmerksam gemacht und können versuchen, die Situation zu verbessern.
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Beweise dich!
Wenn du unter der ewigen Kontrolle leidest, kannst du versuchen, deiner Führungsperson zu beweisen, dass sie dir vertrauen kann. Übernimm aktiv Verantwortung und zeige, dass du in der Lage bist, auch selbstständig zu arbeiten. Dieses Vorhaben erfordert zu Beginn oft eine Menge Mut, macht sich zuletzt aber meist bezahlt!
Was du nicht tun solltest: Nichts tun
Für viele Personen stellt die ununterbrochene Kontrolle ihrer Chefs ein ernsthaftes Problem dar. Wer täglich unglücklich oder gar ängstlich in die Arbeit geht muss früher oder später mit gesundheitlichen Folgen rechnen. Daher ist es extrem wichtig, den Mikromanager wissen zu lassen, wie belastend sein Verhalten ist und wie sehr die eigene Leistung darunter leidet. Es ist außerdem hilfreich, dem Mikromanager in gewissen Situationen proaktiv die Kontrolle zu überlassen. Bitte also um sein oder ihr Feedback, wenn es für dich tatsächlich hilfreich sein kann. So kannst du deinen Mikromanager Schritt für Schritt an die Situationen gewöhnen, in denen seine oder ihre Meinung und Expertise gefragt ist.
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