Wir alle kennen sie: Konfliktsituationen im privaten oder beruflichen Kontext sind keine Seltenheit. Trotzdem würden wir sie am liebsten so gut es geht vermeiden. Doch trotzdem treten sie immer wieder regelmäßig auf. Das ist erstmal kein Grund zur Verzweiflung, denn als emotionale Menschen liegt es in unserer Natur, mal eine Meinungsverschiedenheit auszutragen. Wichtig ist allerdings, dass solche Konflikte oder gar Streitgespräche nicht eskalieren und durch klares Handeln und Kommunikation beigelegt werden. Deshalb zeigen wir dir in diesem Artikel auf dem Agile Heroes Magazine, wie du Konfliktsituationen frühzeitig erkennst, richtig analysierst und als Führungskraft proaktiv löst – egal ob du selbst involviert bist oder nicht.
So erkennst du Konflikte in deinem Team frühzeitig
Um die angespannte Situation bestmöglich zu lösen, ist eine frühzeitige Erkennung des Konfliktes wichtig. Oftmals werden Streits oder Auseinandersetzungen still und nahezu passiv aggressiv ausgetragen. Das bedeutet, sie sind für Außenstehende nicht sofort erkennbar. Trotzdem können sie großen Schaden anrichten, indem sie die Beziehung zweier oder mehrerer Kolleg:innen angreift oder den Arbeitsalltag für alle Beteiligten erschwert. Um das zu verhindern, muss der Konflikt im Team erkannt und verstanden werden.
Deshalb stellen wir uns zuallererst die Frage Was ist ein Konflikt überhaupt?
Was ist ein Konflikt?
Im Wörterbuch wird ein Konflikt als eine schwierige Situation, die durch das Aufeinanderprallen widerstreitiger Ansichten entsteht definiert.
Bist du selbst in diese schwierige Situation verwickelt, wird es dir nicht schwerfallen, sie als Konfliktsituation zu identifizieren. Doch auch in diesem Fall ist es ratsam, zuerst einen Schritt zurückzumachen und sich zu fragen Welche Rolle spiele ich in diesem Konflikt?
Schwieriger wird es, den Konflikt als außenstehende Führungskraft zu erkennen. Denn oft arbeitest du mit den Beteiligten nicht so nah zusammen, um die Situation früh genug zu identifizieren.. Hier einige Anzeichen, dass im Team angespannte Stimmung aufgrund eines nahenden oder bereits entstandenen Konfliktes herrscht:
- Weniger Kommunikation: Eines oder mehrere Teammitglied:er teilen sich weniger mit als zuvor. Fragen werden knapper oder gar nicht beantwortet und es wird sich weniger eingebracht.
- „Dienst nach Vorschrift“: Jemand beschließt nur noch das Nötigste für den Job zu tun und bemüht sich weniger als zuvor.
- Schlechtere Arbeit: Aufgaben werden nicht mehr zufriedenstellen wie gewohnt erfüllt.
- Sarkasmus und Gehässigkeit: Jemand äußert sich vermehrt sarkastisch im Gespräch mit dir und anderen.
- Üble Nachrede: Mitarbeitende äußern sich schlecht über andere (dir gegenüber).
- Aufmerksamkeits-Heischerei: Es wird um deine Aufmerksamkeit gekämpft und jemand versucht, sich stets gut dastehen zu lassen.
- Vermehrte Beschwerden: Mitarbeitende beschweren sich übermäßig oft bei dir (über andere).
- Laute Gefühlsausbrüche: Lautstarke Streits oder Äußerungen.
Konflikte im Team können sich also auf sehr unterschiedliche Weisen bemerkbar machen. Je nachdem, wie ernst die Situation ist gilt es für dich als Führungskraft, die Wogen zu glätten, um für das gesamte Team eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu garantieren.
Daher ist es nun an der Zeit, die Situation zu analysieren und herauszufinden, ob und inwiefern du einschreiten solltest.
Konflikte im Team: Nicht sofort ein Weltuntergang
Wenn du eine Konfliktsituation in deinem Team erkennst, solltest du nicht gleich den Teufel an die Wand malen. Meinungsverschiedenheiten, Diskussionen und kleinere Zankereien sind in unserem privaten, aber auch beruflichen Alltag ganz normal. Vielmehr lassen sich solche Situationen als Chance betrachten. Diskussionen können in uns einen förderlichen Perspektivenwechsel veranlassen und ein emotionaler Streit bietet den Raum dafür, Probleme anzusprechen. Konfliktsituationen können also – wenn sie richtig gehandhabt werden – positive Effekte zur Folge haben. Ohne so manchen Konflikt hätten wir oft keinen Anstoß gehabt, positive Veränderungen zu veranlassen und zu akzeptieren.
Am besten haben alle Konfliktparteien das Ziel, durch das richtige Konfliktmanagement eine positive Entwicklung zu veranlassen. Ist das nicht der Fall, gestaltet sich so ein Disput aber auch gerne etwas komplizierter.
Kenne den Grund für einen Konflikt, um ihn zu lösen
Wie bei den meisten Problemen, ist es auch bei Konflikten am Arbeitsplatz wichtig, zuerst herauszufinden, wieso es überhaupt dazu gekommen ist.
Häufige Gründe für Konflikte im Team sind:
- Das Gefühl, unfair behandelt zu werden
- Stress und Überforderung
- Unterschiedliche Ansichten von „erledigt“ (meist durch falsche Kommunikation)
- Unterschiedliche Wertevorstellungen
- Persönliche Meinungsverschiedenheiten
- Sachliche Kritik wird emotional angenommen
- Neid
Um sachlich über den Konflikt sprechen zu können, sollten sich alle Beteiligten bewusst über die Ursache dessen sein. Dies geschieht bereits durch offene Kommunikation und eine frühe Erkennung der problematischen Situation.
Konflikte im Team als Führungskraft lösen
Wenn du als Führungskraft auf einen möglichen Konflikt in deinem Team angesprochen oder aufmerksam gemacht wirst, liegt es an dir, herauszufinden, ob eine Intervention deinerseits notwendig und sinnvoll ist. Deshalb musst du die Konfliktparteien kennen und zumindest eine Vermutung haben, wie es zu dieser Situation gekommen ist.
Außerdem: Stelle klar, ob du als Führungskraft auch eine Rolle in diesem Konflikt spielst! Denn je nachdem, ob dies der Fall ist, solltest du unterschiedlich an die Sache herantreten. Wenn du selbst als eine der Konfliktparteien zählst, ist es ratsam, externe Hilfe zu Rate zu ziehen.
Wie kam es zu dem Konflikt?
Was tust du als Führungskraft, wenn du auf einem Konflikt zwischen zwei oder mehreren Teammitgliedern aufmerksam gemacht wirst?
Am Anfang solltest du herausfinden, worum es geht und wo der Grund für den Konflikt liegen könnte.
Wenn du dich auf die Suche nach dem Grund machst, grabe noch tiefer. Was sagt der Konflikt über unsere Unternehmenskultur aus? Was bringt mir der Konflikt über die Dynamiken in meinem Team bei? Warum habe ich den Konflikt bis jetzt nicht kommen sehen?
Anstatt also nur zwei oder mehrere Konfliktparteien zu erkennen und zu „beschuldigen“, frage dich, was du, dein Team, eure Arbeitsweise oder das Unternehmen damit zu tun haben könnten.
Konflikte im Team: Sucht das Gespräch
Nun ist es an der Zeit, die Beteiligten zusammen zu trommeln und gemeinsam zu versuchen, den Konflikt zu verstehen und in Folge aus dem Weg zu schaffen. Dabei ist es besonders wichtig, dass ihr auf die gängigen Respektsformen achtet. Jeder darf zu Wort kommen und jeder darf seine Gedanken zu Ende bringen, ohne unterbrochen zu werden. Du als Führungskraft solltest bei diesem Gespräch auf keinen Fall parteiisch werden. Auch wenn dir eventuell ein Standpunkt in diesem Disput schlüssiger und nachvollziehbar erscheint, solltest du dich nicht auf eine Seite stellen und gegen die andere diskutieren.
Um alle Fakten und Aspekte des Konfliktes zusammenzutragen, musst du als Führungskraft hilfreiche Fragen stellen. Beispielsweise: „Wie fühlst du dich, wenn Kolleg:in XY das tut?“ oder „Welche Handlung hat dich zur Aussage XY bewegt?“. Durch die richtige Fragestellung fällt es den Beteiligten leichter, über den Konflikt zu sprechen. Sie können so auch die „Gegenseite“ oft besser verstehen.
Dein Ziel bei diesem Gespräch sollte es sein, die Konfliktparteien dabei zu unterstützen, die Situation selbst aufzulösen. Das gelingt dir durch gezielte Fragen und eine genaue Analyse des Konfliktes. Wie bei agilen Methoden möchtest du als Führungsperson nicht selbst alle Probleme lösen, sondern dein Team dazu befähigen, das selbstorganisiert zu schaffen. Du schaffst, die Umgebung, in der sich deine Teammitglieder sicher und wohl genug fühlen, um ehrlich miteinander zu kommunizieren.
Emotions- und Sachebene ansprechen
Konflikte beinhalten immer auch einen emotionalen Aspekt. Deshalb ist es wichtig, diesen zu erkennen und offen anzusprechen. Das sollte aber allen Beteiligten auch bewusst sein. Ihr könnt also versuchen, im gemeinsamen Austausch darauf hinzuweisen, wann es sich bei euren Aussagen um die emotionale oder die Sachebene handelt.
Führe Einzelgespräche
Du kannst außerdem mit den einzelnen Konfliktparteien zusätzlich Einzelgespräche führen, um den Sachverhalt noch besser zu verstehen. Diese Gespräche kannst du sowohl vor als auch nach dem gemeinsamen Termin halten. So erhältst du einen noch tieferen Einblick in die Reibungspunkte und kannst eventuell auch Personen, die behaupten, sie hätten keine Lust auf eine Problemlösung dahingehend coachen. Denn dein großes Ziel bei den Einzelgesprächen ist es, die Motivation dafür herzustellen, den Konflikt zu lösen.
Du möchtest die Kommunikation innerhalb deines Teams fördern? Hier liest du, wie das geht!
Lösungsvorschlag finden und Vereinbarungen treffen
Am Ende ist es für alle Beteiligten wichtig, einen realistischen Lösungsweg zu finden. Dieser muss von beiden bzw allen Konfliktparteien angenommen werden. Daraus leiten sich nun (wie beim agilen Arbeiten) Action Points ab. Schreibt diese nieder und commitet euch zur Umsetzung. Euer größtes Interesse ist es, den Konflikt zu bewältigen. Das gelingt nur durch die Mitarbeit aller.
Vereinbart außerdem einen Termin, bei dem ihr den Lösungsprozess überprüft. Hält sich jeder an die Abmachungen? Wie hat sich die Stimmung im Team verändert? Oder hat sich der Konflikt vielleicht verlagert?
Als Führungskraft solltest du auf jeden Fall weiterhin ein Auge auf die Situation haben, um zu vermeiden, dass der Konflikt erneut ausbricht. Womöglich sind noch weitere Konfliktgespräche notwendig, um zu einer endgültigen Lösung zu kommen.
Hands-On Tipps für erfolgreiches Konfliktmanagement im Team
Wir haben für dich noch einige Tipps gesucht, die die den Umgang mit Konflikten in deinem Team in Zukunft erleichtern sollten.
- Sendet Ich-Botschaften, um Missverständnissen vorzubeugen
- Macht Raum für offene Kommunikation, um etwaige Konflikte aus der Welt zu schaffen, bevor sie entstehen (Bspw. Retrospektiven)
- Gehe als Führungskraft mit gutem Beispiel voran und sprich Konflikte frühzeitig an
- Greift bei Notwendigkeit auf eine:n externe:n Mediator:in zurück
- Definiert Ziele für die einzelnen Gespräche, um nicht aus den Augen zu verlieren, weshalb ihr euch trefft
- Seid ehrlich und respektvoll zueinander. Um eine erfolgreiche Mediation zu vollziehen, ist es enorm wichtig, dass alle Beteiligten stets die Wahrheit sagen.
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